Inhalt

Sie leben unter uns und bleiben dennoch unsichtbar. Sie putzen unser Klo, machen unsere Betten und pflegen unsere Eltern. Wir lassen sie in unser Haus, doch kaum jemand kennt ihre Geschichte. Drei Mütter verlassen die bittere Armut Moldawiens um illegal in Österreich und Italien als Putzfrauen zu arbeiten. Während diese Frauen getrennt von ihren Familien und ihrer Heimat dem Traum von einem besseren Leben folgen, wachsen ihre Kinder alleine auf.



Synopsis

Sie geben den Schleppern ihre Ersparnisse und riskieren auf ihrer Reise nach Westeuropa ihr Leben: Aurica, Raia und Nataşa, drei Mütter aus einem kleinen moldawischen Dorf.

Sie kehren ihrem ärmlichen Heim, den kaputten Straßen, den baufälligen Schulen und den zahllosen unbewohnten Häusern den Rücken, um in Österreich und Italien als Putz- oder Pflegehilfen zu arbeiten. Hier führen sie ein Leben im Untergrund – mit einem harten Job, ohne gültige Papiere, schutzlos und ohne medizinische Versorgung – jahrelang getrennt von Kindern und Familien. Alles, was vom im Westen hart erarbeiteten Geld übrig bleibt, schicken sie nach Hause zu ihren Familien.

Doch ihr Wunsch nach einer besseren Zukunft und einem schöneren Leben fordert einen hohen Preis. Die Rückkehr sieht nach all den Jahren ganz anders aus als geplant. Nach langer Zeit in der Ferne sind die Kinder erwachsen und die Ehemänner entfremdet. Die gesellschaftliche Kluft, die sie zu überwinden trachteten, droht die Familien endgültig auseinander zu reißen. Im Westen nicht wirklich angekommen und angenommen, stellen sie fest, dass ihnen ihre Heimat fremd geworden ist.

„Mama Illegal“ zeichnet sieben Jahre im Leben der drei Frauen nach. Die Kamera ist bei Schicksalsschlägen ebenso dabei wie bei Momenten der Freude. Ein Film über den Preis des Traumes von einem besseren Leben.

 

Zum Film

Sie sind stille Helfer, fast niemand kennt sie. Abends, wenn ihre Arbeitgeber nach Hause kommen, sind meist schon weg. Den Lohn für ihr Tun finden sie bereit gelegt, im Kuvert oder auf einem Teller im Vorzimmer. So leben sie unter uns und werden doch nicht gesehen. Sie kennen intime Details aus dem Privatleben ihrer Dienstgeber, doch die wissen meist nicht einmal ihre Nachnamen. „MAMA ILLEGAL“ leiht drei dieser anonymen privaten Haushaltshilfen und Pflegehelferinnen eine Stimme und gibt so dem Thema „illegalen Einwanderung“ ein Gesicht. Ein bewegender Film über ein aktuelles Thema, das uns betrifft – und betroffen macht.

Der ORF-Journalist Ed Moschitz („Am Schauplatz“) legt mit seinem ersten Kino-Dokumentarfilm „MAMA ILLEGAL“ eine präzise Langzeitstudie vor: Sieben Jahre lang begleitete er drei Frauen aus einem kleinen moldawischen Dorf. Frauen, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben, doch deren Geschichte sich in einem entscheidenden Punkt ähnelt: Sie kommen aus einem Land ohne Perspektive. Die Arbeitslosigkeit ist enorm und die Jobchancen gleich null. Dennoch sind die Preise in den Geschäften ähnlich hoch wie in Westeuropa. Als einzigen Ausweg sehen viele nur noch die illegale Einreise in die EU um dort für wenig Geld private Haushalte zu putzen oder Pflegebedürftige zu betreuen. Nur so können sie etwas Geld erwirtschaften und ihren Traum von einer besseren Zukunft verfolgen.

Für diesen Wunsch zahlen sie einen hohen Preis: sie lassen ihre Kinder zurück und sehen sie meist für Jahre nicht. Eine Rückkehr oder auch nur ein Besuch sind aus rechtlichen Gründen schwierig, die von Schleppern organisierte Reise teuer und gefährlich. So bleiben die Frauen erzwungenermaßen im Ausland, in der Regel länger als ursprünglich geplant. Hier leben sie illegal, weitgehend rechtlos und ohne Schutz sowie ohne medizinische Versorgung. Für die Zurückgebliebenen dreht sich die Welt weiter, ihre Probleme müssen sie alleine lösen und die Distanz hinterlässt bei einer ganzen Generation seine Spuren.

Der vielfach ausgezeichnete Journalist Ed Moschitz schafft mit „MAMA ILLEGAL“ ein berührendes Kinodebüt. Der Film zeichnet einfühlsam das Leben der drei Frauen nach: ihre Ängste und die Unsicherheit ihres illegalen Status, aber auch die Konsequenz und die Zähigkeit, mit der sie die Widrigkeiten ihres Lebens bewältigen. Moschitz ergreift in seinem Film nicht Partei, doch er wirft „eine Menge Fragen über jene Umstände auf, die zu illegaler Einwanderung, persönlicher Entscheidungsfindung und institutionellen Verantwortlichkeiten führen" ¹.

„Mama Illegal“ entführt uns in die Alltagsrealität von Menschen, die unter uns leben und doch „unsichtbar“ bleiben. Der Film macht zum Thema, worüber normalerweise geschwiegen wird. Wo meist Vorurteile und Klischees das Meinungsklima beherrschen, zeigt dieser Film ein Stück authentischer Realität – und überlässt es den Zuschauern, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Zündstoff erhält der Kinostart durch den mehrjährigen Rechtsstreit mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Gefolge von Moschitz’ preisgekrönter „Am Schauplatz“-Dokumentation „Am rechten Rand“ aus dem Jahr 2010. Strache hatte den Vorwurf erhoben, Moschitz habe zwei junge Rechtsradikale angestiftet, bei einer FPÖ-Kundgebung „Heil Hitler“ zu rufen. Das Videoband des ORF sei manipuliert worden, um diese „Anstiftung zur Wiederbetätigung“ zu vertuschen.

Haltlose Vorwürfe, wie sich inzwischen herausstellte. Das durch die FPÖ angestrengte Verfahren ist längst eingestellt. Anhängig ist jedoch nach wie vor ein Verfahren gegen Parteichef Heinz-Christian Strache wegen Falschaussage. Eine Abschluss dieses Verfahrens ist derzeit noch nicht in Sicht. Obwohl bereits zwei negative Gutachten vorliegen, die ergaben, dass das Band nicht manipuliert wurde, möchte die zuständige Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt noch ein weiteres, drittes Gutachten in Auftrag geben. Allerdings konnte die Behörde noch kein Institut ausfindig machen, das die gewünschte technische Ausstattung aufweist.

 

¹) Aus der Jurybegründung anlässlich der Verleihung des Hauptpreises für „MAMA ILLEGAL“ beim Menschenrechtsfilmfestival „One World“ in Brüssel im Mai 2012.